Ohne Zweifel ist heute der Tourismus die Haupteinnahmequelle von Kreta. Regelrechte Touristenstädte sind in den letzten Jahren vor allem an der Nordküste Kretas entstanden, allen voran das Gebiet um Chersónissos und Mália. Hier dreht sich wirklich alles nur um den Touristen. Viele andere Ortschaften, darunter Ágios Nikólaos, Réthimnon und Chaniá leben inzwischen auch weitestgehend von den jährlich über 1.000.000 Besuchern. An manchen Stellen ist dies ein logistisches Meisterwerk. Selbst im abgelegensten Dorf an der Südküste findet man die Schilder “We rent rooms” (so ein Blödsinn, die wollen doch ihre Zimmer vermieten und nicht mieten, besser wäre da ein Schild mit der Aufschrift “We let rooms” ;-)). Eine Ausnahme gibt es. Und das ist Iráklion. Die kretische Hauptstadt (seit 1973, vorher Chaniá) verdient ihr Geld (neben dem Tourismus) durch den grössten Flughafen von Kreta und den Seehafen (also irgendwie doch durch den Tourismus). Aber auch viele kleine Handwerksbetriebe haben sich rund um Iráklion niedergelassen. Alles was hier produziert wird, ist Inseleigenbedarf. In den Export geht davon so gut wie nichts.

Echtes Handwerk hat goldenen Boden. In zahlreichen Bergdörfern werden diverse Artikel aus unterschiedlichen Handwerken angeboten. Vor allem Häkel-, Knüpf- und Stickarbeiten sind weit verbreitet. An machen Orten kann man sogar von Kunsthandwerk sprechen. Daneben gibt es noch eine sehr gute Töpferszene. Wer aber kauft heute noch die riesigen Pitou´s (mannshohe Tonkrüge)? Man sollte, bevor man einen Kauf tätigt, das Preis-Leistungs-Verhältnis in jedem Falle abwägen. Nicht alles, was als “handmade” angeboten wird, ist auch wirklich handgemacht. Wir haben z.B. in Tzermiado (Lassíthi-Hochebene) zwei Tontassen kaufen wollen. Echt “handmade”. Unten drunter stand “Made in Taiwan”. Ehrlich passiert, 2001. Schwarze Schafe gibt es eben auch auf Kreta.

Neben dem Tourismus ist die Landwirtschaft das zweite Standbein Kretas. Bei 24 Millionen Olivenbäumen ist dies auch kein Wunder. Alles, was der Baum hervorbringt, wird irgendwie gewinnbringend verarbeitet. Zunächst einmal als sehr gutes Olivenöl (die Früchte natürlich, nicht der Baum). Das kretische Olivenöl zählt zu den Besten weltweit. Selbst das bekanntere italienische Olivenöl stammt zum Teil aus Früchten von Kreta. Was nach dem Pressen der Oliven übrig bleibt, wird beispielsweise zu Seife verarbeitet. Aber auch unbearbeitet sind die kretischen Oliven Spitze. Ja, und hat der Baum nach über 100 Jahren keinen Ertrag mehr, werden aus seinem Holz Kunstwerke geschnitzt.

“Griechischer Wein ist wie das Blut der Erde, komm schenk Dir ein...” (aus “Griechischer Wein” von Udo Jürgens). Und da Kreta zu Griechenland gehört, gilt dies auch für kretischen Wein. Wo kein Platz für Oliven ist, wird Wein angebaut. Dieser wird dann zu einem guten Tröpfchen gekeltert oder einfach als Tafeltrauben nach Deutschland exportiert. Vor allem am westlichen Ende der Messará-Ebene und in Sitía werden auch Rosinen aus den Trauben gewonnen.

Unser (deutsches) Verlangen, auch im Winter frische Gurken und Tomaten haben zu wollen, hat dazu geführt, dass die Gegend um Ierápetra einem riesigen Gewächshaus gleicht (Gleiches gilt auch in der Regions der westlichen Messará). Hier kommen sie nämlich her, die frischen Gemüse im Winter. Extra dafür wurde mit riesigem Aufwand ein Stausee angelegt, denn auch Tomatenpflanzen auf Kreta sind sehr durstig. Schön sieht das allerdings nicht aus, vor allem nicht mehr im Sommer, wenn die Gewächshäuser nicht mehr gebraucht werden und die “Plastikverglasung” sich in der ganzen Umgebung verteilt.

Viehzeug wird auf Kreta auch gehalten. Vor allem Ziegen und Schafe. Vermutlich liegt dies daran, das diese Tiere genügsam sind. Die Ziegen klettern sogar in die Bäume, wenn es da was Grünes gibt. Und nebenbei liefern die Tiere auch wichtige Rohstoffe. Die Ziegen Milch (für leckeren Feta), die Schafe die Wolle für die Handwerksarbeiten der Dörfler. Nicht zuletzt kann man die Tiere auch schlachten, zubereiten und köstlich verzehren. Bienenstöcke sind auf Kreta weit verbreitet. Die Imker leisten ganze Arbeit, wenn Sie den Honig aus den zum Teil nur mit viel Mühe erreichbaren Bienenhäusern holen. Das Ergebnis (z.B. Thymian-Honig) hat seinen Preis, ist diesen aber auf jeden Fall wert.

Eine Untergeordnete Rolle auf Kreta spielt der Fischfang. Vielleicht noch den einen oder anderen Oktopus holt man hier aus dem Wasser. Die Gewässer rings um Kreta sind praktisch leergefischt. Der grösste Teil des Fisches wird importiert und ist damit auch auf Kreta sehr teuer. Am besten sind die Kreter dran, die es irgendwie geschafft haben, einen Job in der Dienstleistungsbranche zu bekommen. Alles, was irgendwie auch nur im Entferntesten mit Tourismus zu tun hat, bringt sichere Einnahmen.


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