Wie im Thüringer Wald - Rund um DoulianáDonnerstag, 12. Mai 2005

Sieben Uhr. Nachtruhe beenden! Wir haben viel vor. Es war nicht wirklich leicht, aus den Federn zu kommen. Das Forumstreffen steckte noch in den Gliedern. Aber eine Tasse frischen Kaffees machte uns etwas munterer. Sachen packen für einen dreitägigen Ausflug in Kretas Norden. Es sollten drei wunderschöne aber zum Teil auch traurige Tage folgen. Pünktlich 8 Uhr waren auch die restlichen vier Teilnehmer der “Glorreichen Sieben auf Fahrt” vor unserer Wohnung in Agía Galíni eingetroffen. Das Unternehmen Nordküste konnte starten.

Parken im Halteverbot zum Frühstückseinkauf (Bild: Martin Viehler)Fast schon langweilig gestaltete sich der Beginn unserer Tour. Auf der neuen Hauptstrasse fuhren wir Richtung Réthymnon. Das Auto kannte den Weg bereits von allein. Sogar in Spíli wusste es, dass es zu stoppen hatte. Die Halteverbotsschilder direkt vor dem Bäckerladen wurden einfach mal ignoriert. Wir hatten keine Lust, den großen Parkplatz aufzusuchen, nur um uns ein paar gefüllte Teigtaschen zu kaufen. Nach dem Einkauf setzten wir uns wieder in Bewegung, um einen schönen Platz zum Frühstücken zu suchen. Diesen Platz fanden wir auch kurze Zeit später und machten Rast. Wieder einmal waren die Teigtaschen von bester Qualität. Noch ein Zigarettchen und dann weiter auf der N77 Richtung Norden. Da die Zeit aber noch reichlich war, beschlossen wir im führenden Auto einfach, nicht die neue Nationalstraße, sondern die “Old Road” zu fahren. In Arméni verließen wir die N77, um uns über die Dörfer weiter in Richtung Westen zu bewegen.

Beim Kaffeetrinken in Argyroúpoli (Foto: Katja Viehler)Als wir den Wegweiser nach Argyroúpoli passierten war klar, dass wir hier einen kleinen Umweg einlegen sollten. Bei unserem letzten Besuch hier hatten wir kein so großes Glück, da der Menschenauflauf zu groß war. Jetzt, an einem Vormittag mitten in der Woche würde in Argyroúpoli wohl nicht so viel los sein. Und richtig. Unten bei den Wasserfällen herrschte eine fast schon beängstigende Ruhe. Unsere Bedenken, dass vielleicht auch die Tavernen nicht geöffnet hätten, bestätigten sich bei den ersten beiden Versuchen, einen Kaffee zu bekommen. Als wir eigentlich schon wieder in die Autos steigen wollten, sahen wir in der Taverne unterhalb der Straße aber Bewegung. Vielleicht doch noch eine Chance? Ja. Wir bekamen unsere Wünsche erfüllt. Direkt neben einem kleinen Wasserfall setzten wir uns und tranken unseren Frappé. Das plätschernde Geräusch des Wasserfalls löste bei einigen auch noch einen anderen Wunsch aus. Nachdem auch diese Wünsche zur Zufriedenheit der Betroffenen erfüllt waren, fuhren wir weiter.

Vorbei am See von Kournás nach NordenImmer noch auf der alten Straße, welche aber in einem sehr guten Zustand ist, durchfuhren wir mehrere kleine und größere Dörfer. In zwei Orten hatten wir Mühe, den richtigen Weg zu finden. Die Beschilderung ist hier teilweise sehr unglücklich angebracht. Das war in Ágios Andréas und Episkopí, wo die Gassen sehr eng sind. Kaum zu glauben, dass hier früher der gesamte Ost-West-Verkehr durch musste. Einen kleinen Abstecher zu Dorf Kournás ließen wir uns nicht nehmen. Schließlich war Mittagszeit und dort sollte es eine Fleischerei mit angeschlossener Taverne geben, in welcher das beste Apaki Kretas serviert würde. Leider fuhren wir versehentlich an der Lokalität vorbei und hatten dann keine Lust, umzukehren. Vorbei am See von Kournás und durch Georgioúpolis kamen wir nach Exópolis, der Heimat unseres geschätzten Forummitglieds Tom. Diesen trafen wir auch tatsächlich bei seinem Haus und der Arbeit an. Dies nutzen wir für eine Rauchpause und ein bisschen Smalltalk aus. Allerdings drängte uns inzwischen der Hunger zur Weiterfahrt.

Kreta-Mafia beim Mittagesen in Vámos (Foto: Katja Viehler)In Vamós wurden wir fündig. Auch wenn sich das Abstellen der Autos ob der Enge der Strassen als etwas schwierig erwies, es hat sich gelohnt, einen Parkplatz zu suchen. An der Straße Richtung Kalýes, kurz vor den beiden Tankstellen auf der linken Seite liegt die sicher beste Adresse von Vamos: "I Stérna tou Bloumosífi". Das Essen ist, wenn auch nicht gerade “billig”, von allererster Güte. Und das eigentlich für Kournás versprochenen Apaki (geräucherter und dann gegrillter Schweinebauch) war hervorragend. Nur meine Idee, eine einheimische Cola zu trinken, erwies sich als nicht so toll. Diese war einfach nur süß. Natürlich gab es hier wieder den obligatorischen Rakí nach dem Essen. Und wieder konnte ich mich geschickt darum drücken, ihn trinken zu müssen. Ok, vollgefressen, wie wir waren, war es an der Zeit für einen Verdauungsspaziergang. An der Tankstelle frischten wir noch die Wasservorräte auf, bevor wir unsere Fahrt nach Doulianá fortsetzten.

Doulianá, ein kleines Dorf im Nordwesten Kretas, wirkt beim Näherkommen etwas verschlafen und verlassen. Das stimmt aber nicht. Viele alte Häuser werden liebevoll restauriert und etliche neue Häuser werden gebaut. Vor allem Engländer sind hier ansässig. Das alles interessierte uns aber nur am Rande. Vielmehr hatte es uns der Wanderweg angetan, welcher im Zentrum des Dorfes recht unscheinbar beginnt. Auf einem alten Eselpfad wandert man zunächst ein gutes Stück in ein kleines Tal. Festes Schuhwerk ist empfohlen. Die Blütenpracht, welche hier im Frühling vorherrscht, ist überwältigend. Sieben mal war ich vorher bereits auf Kreta, aber soviel Grün auf einen Haufen hatte ich bisher noch nicht gesehen. Und ganz zu schweigen von den Düften der Kräuter, welche hier im Überfluss gedeihen. Hier sind ein paar Impressionen der grandiosen Landschaft.

Im grünen Tal hinter Doulianá

Im grünen Tal hinter Doulianá

Im grünen Tal hinter Doulianá

 

 

 

Ist man erst einmal im Tal angekommen, kommt man nach kurzer Zeit zu einer kleinen Kapelle. Sowohl das Tor in der Mauer, als auch die Tür zur Kapelle lassen sich öffnen. Aber bitte nach Verlassen wieder verschließen! Eine kurze Rast machten wir hier. Und weiter gingen wir im Tal entlang. Einzig die im Fohrer beschriebenen Lorbeerbüsche haben wir wohl übersehen. Langsam lichtet sich das Dickicht und das Tal öffnet sich. Alsbald steht man inmitten eines großen Olivenhaines. Wir entschlossen uns, entlang der Strasse zurück nach Doulianá zu laufen. Nicht die beste Idee des Tages. Es gab keinen Schatten und es war für Anfang Mai schon recht heiß. Völlig durchgeschwitzt kamen wir nach etwas zwei Stunden wieder bei unseren Autos an. Einkehren wollten wir aber nicht hier, sondern zunächst das letzte Stück nach Kalýves fahren.

Taverna Kyaní Ákti (Foto: Martin Viehler)Nach etwa 20 Minuten Fahrt kamen wir in unserem Zielort an. Der Durst war inzwischen riesig. Also auf zur nächsten Taverne. Klaus meinte, eine gute solche zu kennen und wir fuhren durch den gesamten Ort zum Strand von Kalýves. Das Ziel hieß “Kyaní Ákti, zu gut Deutsch: Blue Beach” (Eine komplette Sammlung solch lustiger Versprecher kann man im Kretaforum nachlesen). Jetzt konnte die Wasserflasche aber nicht mehr groß genug sein. Ein Genuss, dieses stille, eiskalte Wasser aus den Lefká Óri. Langsam ging das Gefühl der Erschöpfung und der Schweiß hörte auf, in Sturzbächen zu rinnen. Uwe nahm die Gelegenheit zu einem Bad im Mittelmeer wahr. Der Rest der “Glorreichen Sieben” beschloss, dass das Wasser dafür noch zu kalt sei. Na ja, irgendwann wurde es Zeit, unser Quartier für die nächsten zwei Nächte aufzusuchen.

Kastro Kera, unsere Bleibe für zwei Nächte (Foto: Martin Viehler)Wieder durch ganz Kalýves fuhren wir in Richtung Kastro Kera, unserer Herberge. Unterwegs kauften wir feste und flüssige Verpflegung im kleinen IN.KA-Supermarkt mitten im Dorf. Und schließlich kamen wir im Kastro Kera an. Da wir angemeldet waren und Klaus die Besitzer der Appartementanlage bereits sehr gut persönlich kannte, wurden wir mit einem großen “Hallo” empfangen. Adriana, die gute Seele des Kastro Kera versorgte uns erst einmal mit frischem Kaffee und Keksen. Und dann waren da ja auch noch die vielen jungen Katzen, die neugierig um uns herumschlichen und spielen wollten. Was sie auch taten. Aber der Verrückteste in der Runde war Dick, der noch recht junge Haushund des Kastro Kera. Er hatte keinen Plan, was er zuerst tun sollte. Und genau das machte er auch. Schnell hatten wir alle den “Streichelzoo” in unsere Herzen geschlossen. Etwas später wurden die Zimmer verteilt. Klaus, Uwe und ich nisteten uns im Erdgeschoss ein, ein Appartement mit einem Schlafzimmer (2 Betten) und einer Wohnküche, in welcher ein weiteres Bett stand. Schnell waren die Betten aufgeteilt. Auch die anderen beiden Zimmer waren sehr schön. Schließlich wurde es aber Zeit, Abendbrot zu fassen.

Taverna Dimitris in AlmyridaDa wir auf große Touren keine Lust mehr hatten, fuhren wir nach Almyrida. Das ist nur etwas mehr als 700 Meter vom Kastro Kera entfernt. Dort gingen wir bei “Dimitris” essen. Einfach nur lecker. Auch wenn die Bestellprozedur etwas kompliziert war (wir konnten uns nicht so recht entscheiden, was wir denn nun essen sollten), haben wir uns in dieser Taverne sehr wohl gefühlt. Nachdem wir die Rechnung (übrigens keine 70€ für sieben Personen, inkl. Getränken) bezahlt hatten, gab es hier natürlich auch Rakí. Und Joghurt mit Honig. Die Wirtin erzählte, der Honig sei von ihrem Sohn. Darauf musste Klaus natürlich erwidern: “Wie? Von Ihrem Sohn? Nicht von Bienen?”. Auch so ein Spruch, welcher über den Urlaub hinaus Bestand hatte. In unserem Domizil zurück, tranken wir noch ein gepflegtes Mythos, bevor wir kurz nach Mitternacht schlafen gingen. Der erste Tag der “Glorreichen Sieben” war bereits ein gelungener Tag.


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Letzte Änderung am Mittwoch, 17.Januar, 2012 um 06:23:21 Uhrum 17:33:07 Uhr