Das Ziel der heutigen Tour: Das Bergdorf KritsaNachdem wir nun zwei Tage mit Faulenzen zugebracht hatten, war es an der Zeit, endlich was Vernünftiges zu unternehmen. Für heute stand Kritsá auf dem Plan. Normalerweise bucht man Kritsá bei einem Reisebüro oder man setzt sich in den Linienbus dorthin. Wir aber wollten Kritsá zu Fuß erreichen. Sicher ist dies nun nicht gerade die Herausforderung schlechthin, zumal wir dies ja bereits 1997 getan hatten. Damals allerdings wanderten wir immer entlang der Hauptstraße und das ist natürlich nicht sehr angenehm. Mit zahlreichen Reiseführen ausgerüstet, hatten wir einen Weg auserkoren, der uns zunächst immer am Wasser lang nach Ammoudára bringen sollte. Von dort aus sollte es immer bergan bis zum Ortsausgang von Márdati gehen. Von dort fanden wir leider keine andere Möglichkeit, als entlang der Strasse nach Kritsá zu kommen.

Um 07:30 Uhr frühstückten wir noch im „Santa Marina“. Unser Marschgepäck hatten wir aber bereits dabei, so dass wir nicht noch einmal auf das Zimmer mussten. Zum Marschgepäck gehörten unter anderem die diversen Kameras und Fotoapparate, das Kartenmaterial, Sonnenmilch und Getränke. Kurz vor 8 Uhr brachen wir dann auf. Zunächst folgten wir der Strasse an unserem Strand vorbei, bis diese an einem kleinen Hotel endete. Nun ging es direkt am Ufer lang. Dabei überquerten wir auch einen Strand, der laut Reiseführer zu den schönsten am Golf von Mirabello gehören soll. Ich finde, dass ist Geschmackssache, d.h.ich fand ihn nicht besonders. In einiger Entfernung sahen wir dann die ersten Häuser von Ammoúdara. Wir wussten, dass wir von hier aus wieder ein Stück Strasse laufen mussten, da das Ufer hier nach und nach zum Steilufer wird. Aber es war gar nicht so einfach, vom Strand auf die Hauptstrasse zu kommen, da alles mit kleinen Hotels und Pensionen zugebaut war. Schließlich gelangten wir durch den Hintereingang eines solchen Hotels auf die Hauptstrasse. An dieser Stelle machte wir dann eine kleine Frühstückspause und checkte die Umgebung, um diese mit unserer Karte zu vergleichen. Komisch, wir waren an der richtigen Stelle und die Karte stimmte auch. Nur die Gegend schien falsch zu sein. Soviel wir auch suchten, den gewünschten Weg nach Márdati fanden wir nicht. Wie sich später herausstellte, waren wir gar nicht in Ammoudára, sondern vielmehr in einem kleinen Dorf zwischen Ágios und Ammoudára, welches in keiner Karte eingezeichnet ist. Irgendwie sahen wir aber am Berghang sich einen Weg entlang schlängeln, welcher nach unserer Meinung auch in Richtung Márdati führen musste. Also nahmen wir diesen Weg. Es blieb uns ja auch nicht viel anderes übrig.

Nach ca. einer Stunde stetigen Bergaufwanderns kamen Häuser ins Blickfeld. War das Márdati? Klar, was sollte es denn sonst sein. Wir kamen immer näher und langsam waren wir uns gar nicht mehr so sicher, ob das da vor uns wirklich Márdati war. Aber wir hatten uns nicht geirrt. Resignierend mussten wir aber feststellen, dass wir nicht wie gewünscht am Ende, sondern am Ortseingang des Dorfes angekommen waren. Das bedeutete, dass wir ca. 3 Stunden unterwegs, unserem Ziel aber dabei kaum ein Stück näher gekommen waren. Was nun tun? Die Wanderung abbrechen? Quatsch, jammern ist nicht. Also, wie bereits 1997, an der Strasse entlang nach Kritsá. Diesmal sollte es sich aber lohnen. Wir sahen diverse Fahrzeuge, wo es schon fast an ein Wunder grenzt, dass diese überhaupt fuhren. Aber am faszinierendsten war die Ameisenkolonne, die sich wie ein schwarzes Band auf dem schmalen Fußweg fortbewegte. Es ist schon erstaunlich, was für Lasten so ein kleines Tier zu transportieren in der Lage ist.

Schließlich erreichten wir das erste richtige Ziel der Wanderung, die byzantinische Kirche „Panagía i Kerá“. Die byzantinische Kirche Panagia I KeraEs handelt sich hierbei um einen dreischiffigen Kirchenbau, dessen Teile in drei verschiedenen Jahrhunderten erbaut wurden. Der linke und älteste Teil der Kirche soll bereits vor 600 Jahren entstanden sein. Im Inneren der Kirche sollen wunderbare Ikonen und Wandmalereien aus der damaligen Zeit zu sehen sein. Leider haben wir die Kirche nicht betreten, da uns das Schild „Fotografieren verboten“ abschreckte. Vermutlich war dies ein großer Fehler. Nach einer Erfrischung in der Taverne hinter der Kirche schauten wir uns noch ein wenig im Souvenirshop um. Aber besondere Andenken gab es hier auch nicht, so dass wir unsere Tour in Richtung Kritsá fortsetzten.

Trödelläden gibt es genug in KritsaDas malerische Bergdorf Kritsá ist wohl eines der schönsten Dörfer auf Kreta. An den Straßenrändern sitzen überwiegend ältere Frauen und gehen ihrem Kunsthandwerk nach. Vor allem Häkel- und Webarbeiten kann man in den zugehörigen kleinen Läden erwerben. Leider hat der Tourismus auch um Kritsá keinen Bogen gemacht. So muss man schon aufpassen, was man kauft. Allein am Preis kann man nicht mehr feststellen, ob es sich um Handarbeit, Maschinenproduktion oder gar Importe aus Fernost handelt. Nachdem wir nun einige der Handwerksläden begutachtet hatten, stellte sich so langsam ein Hungergefühl ein und wir suchten eine Taverne zum Speisen.

Da Kritsá recht klein und übersichtlich ist, hatten wir schnell etwas gefunden. In der Taverne aber sollten wir eine Überraschung erleben. Wir bekamen jeder eine Speisekarte in die Hand gedrückt und bestellten erst einmal etwas zu trinken. Die Karte war in griechischer, englischer und so etwas Ähnlichem wie deutscher Sprache verfasst. Es war wirklich einfacher, sich am Englischen zu orientieren. Aber wir entschlossen uns, Souvlaki zu essen. Dazu benötigten wir auch gar keine Übersetzung. Zunächst wurde uns ein Korb mit frischem Weißbrot und Butter hingestellt. Hungrig, wie wir waren, griffen wir gleich anständig zu und nach wenigen Minuten war der Korb leer. Etwas später kam dann der Hauptgang. Die Souvlaki waren einfach köstlich, wenn auch die dazugehörigen Pommes nichts wert waren. Nachdem wir satt waren, ließen wir uns die Rechnung kommen. Natürlich eine Rechnung für uns drei, weil das hier nun mal üblich ist. Wir staunten aber nicht schlecht über eine Position auf dem Zettel. Da standen 1200 DRS und irgendetwas unleserliches dahinter. Auf unsere Frage, was es denn damit auf sich hatte, sagte man uns, das wäre das Brot gewesen. Das war ein Schock für uns. Vor drei Jahren, 1997, gab es das Brot noch kostenlos dazu, heute war es fast teurer als das ganze Essen! Aber was sollten wir tun, wir hatten es ja gegessen, also mussten wir auch bezahlen. Übrigens haben wir im Verlauf des Urlaubs herausgefunden, dass man das Brot auch bezahlen muss, wenn man es nicht angerührt hat. Aber so teuer wie hier, war das Brot nirgends mehr, glücklicherweise.

Da das Restaurant direkt gegenüber der Bushaltestelle lag, erkundigten wir uns, wann der nächste Bus nach Ágios Nikólaos fahren würde. 30 Minuten hatten wir laut Plan noch Zeit. Der nächste Bus würde erst in drei Stunden fahren. Deshalb ließen wir unser Vorhaben platzen, noch etwas die Umgebung zu erkunden und warteten auf den Bus. Dies sollte sich als die beste Idee des Tages herausstellen. Am Abend erfuhren wir nämlich im Hotel, dass unser Bus der letzte war, der noch gefahren ist. Ja, auch auf Kreta wird gestreikt!

Nun waren wir aber sehr zeitig wieder in Ágios Nikólaos. Also blieb uns nichts anderes übrig, als wieder an den Strand zu gehen. Dort beschäftigten wir uns mit den üblichen Dingen: Skatspielen (die Karten waren wieder trocken und noch einigermaßen verwendbar), Tischtennis spielen und baden.

Nach dem wieder hervorragenden Abendbrot im Hotel machten wir uns ein wenig stadtfein und gingen zum trödeln in die Stadt. Trödeln heißt, dass wir jeden, aber auch wirklich jeden Andenken- und Gewürzladen mit unserem Besuch konfrontierten. Aber wir wollten ja nur schauen. Eingekauft wird traditionell an den letzten Tagen. Einige Sachen gefielen uns recht gut. Ist kaum zu glauben, das zwischen dem ganzen Plunder  „Made in Taiwan“ auch wirklich nette Dinge zu finden waren.

Bei einem kühlen Blonden und einer lauen Sommernachtsbrise ließen wir den Abend, wie schon fast obligatorisch, auf dem Balkon unseres Hotelzimmers ausklingen. 


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Der erste Ausflug

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Letzte Änderung am Mittwoch, 17.Januar, 2012 um 06:23:21 Uhrum 06:23:51 Uhr