Fliegender Händler in Tzermiado. Bild: (c) Marek SzermutzkyEigentlich begann dieser Tag zuerst wie geplant. Nach dem Frühstück packten wir unsere sieben Sachen und begaben uns auf den Weg zum Jeep. Alles einsteigen, noch kurz die Spiegel einstellen und ab die Post. Erst mal Tanken. Ortskundig, wie wir waren, war es kein Problem eine Tankstelle zu finden. Anders als in Deutschland ist hier Selbstbedienung nicht üblich. Kaum das man am Zapfhahn steht, kommt schon ein hilfsbereiter Mensch und packt den Tiger in den Tank. Ist eben auch hier alles Super. Jetzt aber Shell noch bezahlen und dann los. Ich weiß nicht genau, ob mich der Tankwart so dumm anschaute, weil ich ihm Trinkgeld gab, oder ob ihm Gleiches als unangemessen wenig vorkam. Er hat uns jedenfalls auch noch ein zweites Mal bedient.

Nun fuhren wir entlang der geplanten Route in Richtung der Hochebene von Lassíthi. Durch zahlreiche kleine und verträumte Bergdörfer (im Übrigen genau so verlassen wie die von gestern anmutend) kamen wir recht zügig voran. Dann bremste eine Straßenbaustelle unseren Vortrieb. So wie die Baustelle aussieht, wird hier wohl in den nächsten Jahren ein Highway die idyllische Bergstraßenromantik ersetzen. Dann können noch mehr Touristen noch schneller in die Hochebene. Prima!

An einem schönen Aussichtspunkt machten wir halt und genossen den traumhaftenIm diktischen Gebirge wechseln Ebenen und Berge ständig Blick über die Berge und Täler des Dikte-Gebirges. Diese Stopps wiederholten wir mehrmals. Bei einer solchen Gelegenheit meinte mein Bruder, dass an unserem Auto was tropfte. Na klar, sagte ich, und  der Himmel ist grün und die Erde ist eine Scheibe. Er klopft öfters solche dummen Sprüche. Man sollte das einfach nicht ernst nehmen. Aber diesmal war es anders! Unter dem Auto hatte sich ein Pfütze mit grünlicher Flüssigkeit gebildet. Sch... Nach einem kurzen Blick unter die Motorhaube sahen wir das ganze Ausmaß dieser Katastrophe, auch wenn wir keine KFZ - Mechaniker sind. Es handelte sich hier um Kühlmittel, welches stetig aus dem Kühlmittelbehälter tropfte. Was sollten wir nun tun? Zurück nach Ágios? Das war zu weit. Also entschlossen wir uns, unsere Fahrt nach Lassíthi fortzusetzen, da es ohnehin nur noch ein paar Kilometer waren. In Tzermiádo, einem der größeren Orte der Hochebene, angekommen, suchten wir nach so etwas wie einer Autowerkstatt. War aber nichts zu machen. Also mussten wir selbst eine Lösung finden. Nur gut, dass ich eine Sanitäterausbildung habe. So war es mir ein Leichtes, das Loch im Kühlmittelbehälter zu verarzten. Ein einfaches Pflaster aus unserem Sanikasten brachte die erhoffte Rettung. Es tropfte nicht mehr. Jetzt hatten wir uns aber einen Kaffee verdient. Schnell wurden wir in einem kleinen Lokal fündig. Nachdem wir die Brühe geschlürft hatten, spazierten wir noch ein wenig durch die Ortschaft. Aber irgendwie war uns nicht so recht wohl zu mute. Wir beschlossen deshalb, den Ausflug nach Lassíthi an dieser Stelle zu beenden und zurück zur Autovermietung zu fahren. Am Auto angekommen, wechselten wir noch einmal den Verband und fuhren los in Richtung Chersónissos, weil dies der schnellere Weg war. Aber daraus sollte nichts werden. Ein Stau stoppte uns jäh. Wir hatten keine Chance und mussten doch den langsamen Weg zurück durch die Berge nehmen.

Gegen Mittag kamen wir dann vor der Autovermietung an. Zum Glück war noch jemand da. Die gleiche Frau, die uns am Abend zuvor so freundlich das Auto vermietet hatte, stand vor uns. Als wir ihr aber erklärten, was denn los sei, war sie plötzlich gar nicht mehr so freundlich. Deutsch sprach sie nicht mehr und ihr gutes Englisch musste sie auch über Nacht verlernt haben. Das war eigentlich schade, da wir uns keiner Schuld bewusst waren und uns auch nicht beschweren wollten. Wir wollten den Schaden doch nur melden. Ist ja schließlich kein Totalschaden gewesen. Nach langem hin und her beschrieb sie uns den Weg zur Vertragswerkstatt. Diese fanden wir nach etwas Suchen auch. Aber außer einem Hallo des Monteurs hörten wir in der nächsten Stunde nur das Zirpen der Zikaden. Sicher hatte die Tussi von der Vermietung Bescheid gegeben und unseren Fall als nicht so wichtig eingestuft. Schließlich war unsere Geduld zu Ende und wir sprachen den Monteur an. Dieser verschwand dann kurzzeitig und ein Chefmonteur im blitzsauberen Overall kam auf uns zu. Der hatte sich bestimmt noch nie die Hände schmutzig gemacht. Nachdem wir ihm mit Händen und Füßen erklärt hatten, was unser Anliegen war (er sprach kein Wort Englisch, oder wollte wenigstens nicht), erklärte er uns ebenfalls mit Händen und Füßen, was wir tun sollten. Etwas später kam der Monteur vom Anfang und spielte Dolmetscher. Wir bräuchten uns nicht darum zu kümmern, der Behälter sei sowieso überflüssig. Und wenn wir doch einen wollten, so sollten wir eine Wasserflasche nehmen und den Schlauch da rein stecken, mit Klebeband alles verschließen und fertig. OK! Dann eben ohne Kühlung. Aber unser Gewissen gab uns keine Ruhe. Wir sind eben doch zu vernünftig. Auf dem Parkplatz angekommen, bauten wir den Behälter in der Absicht aus, auf eigene Faust einen neuen zu organisieren und einzubauen. Dabei sahen wir erst, wie sehr der Kühlmittelbehälter in Mitleidenschaft gezogen war. Fast der gesamte Boden war porös. Ein leichter Druck und das Löchlein hatte die Größe eines 5 DM Stückes. Leider war es uns nicht möglich, in Ágios Nikólaos einen neuen Behälter aufzutreiben. Also gingen wir samt unseren Behälter noch mal zur Autovermietung. Die Tussi dort viel fast aus allen Wolken, als sie uns schon wieder und immer noch mit kaputten Kühlmittelbehälter sah. Nun gab ein Wort das andere. Wir waren auch nicht mehr sehr freundlich, da man offensichtlich nur unser Geld haben wollte. Aber dann geschah etwas unerwartetes. Irgendeiner von uns nahm das Wort „Police“ in den Mund. Schlagartig verstummte das Streitgespräch und mit freundlichster Stimme erklärte uns die Autovermieterin, dass man uns sofort helfen werde. Was so ein kleines Wort doch alles ausmachen kann. Eine Stunde später war ein neuer Behälter samt ebenso neuer grüner Flüssigkeit in unser grünes Auto eingebaut. Es geht doch!

Dennoch ziemlich sauer zogen wir uns mit ein paar Frustbier in unser Hotel zurück, wo wir nochmals heftig über den versauten halben Urlaubstag und die Autovermietung fluchten. Aber zurück kam die Zeit davon auch bloß nicht. Ich möchte aber an dieser Stelle fairer Weise gleich erklären, dass dies die einzigen negativen Schlagzeilen des Urlaubs waren.


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