Das Fischerdorf Elounda.Wie bereits beschrieben, war Marek zum Zeitpunkt der Urlaubsplanung in Frankfurt/Main. Deshalb konnte er uns auch nicht unterstützen. Um ihn aber nicht ganz zu untergehen, hatten wir einen Marek – Tag beschlossen. Für diesen Tag sollte er sich etwas ausdenken, was wir anstellen sollen. Natürlich was Vernünftiges, nicht am Strand rumliegen oder so was ähnliches. Es sollte schon kreativ und wenn möglich auch neu sein, was auf seinem Plan auftauchte. Und so sah er aus:

Eloúnda  – Kloster Moní Aretíou – Milátos Höhle – Sélinari – Mália (Ausgrabung).

Es sah also nicht schlecht aus. Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auch bald auf den Weg. Sicherlich war auch dies keine Mördertour, aber man konnte ja nie wissen, was alles auf einen zukommen kann.

Ohne Probleme kamen wir auch an den ersten Punkt der Tour, wo wir einen Fotostop machten. Nächstes Etappenziel war das kleinen, in der Zwischenzeit auch schon stark vom Tourismus geprägte, Fischerdorf Eloúnda. An seiner Küste stehen auch die teuersten Hotels Kretas, wo man für eine Woche Übernachtung /Frühstück fast das Doppelte von dem bezahlt, was wir für zwei Personen, 14 Tage und Halbpension hingelegt hatten. Naja, wer´s braucht! Kurz nach dem Ortseingang von Eloúnda zweigt eine kleine Strasse ab. Hier ist ein Wegweiser zu sehen, auf welchem steht : “Oloús – sunken city“. Aha, eine versunkene Stadt also. Aber man braucht schon sehr viel Phantasie oder wenigstens eine Taucherausrüstung, um Überreste dieser Stadt sehen zu können. Wenigstens muss man hier (noch) keinen Eintritt zahlen.

Hinter Eloúnda führte uns die Strasse nun in kretisches Hinterland. Würden nicht verräterische Telefonleitungen zu sehen sein, könnt man annehmen, hier wäre die Zeit in den letzten 500 Jahren stehen geblieben. Hinter jeder Straßenbiegung rechnete man damit, dassDas Kloster Moni Aretiou irgend ein Robin Hood unsere Tageskasse plündern wird. Aber es passierte nichts. Es passierte überhaupt nichts. Hier oben gibt es keine Menschenseele und Autoverkehr sowieso nicht. Auch Ortschaften sind Fehlanzeige. Vereinzelt ein paar alte Lehmhütten. Das war´s dann auch schon. Da es hier so gut wie keinen Straßenverkehr gibt, haben die Straßenplaner vermutlich absichtlich auf eine Ausschilderung verzichtet. Wir mussten mal wieder nach Gefühl fahren. Aber wir fanden das Kloster tatsächlich. Es war zwar zu und sah auch nicht so aus, als ob es in den kommenden Jahren öffnen wollte, aber die Glocken läuteten pünktlich um 10:00 Uhr. Soviel zum Thema Moní Aretíou.

Etwas enttäuscht bewegten wir uns weiter. In einem kleinen Dorf überkam uns der große Kaffeedurst. Deshalb beschlossen wir, ein Kafenío zu „überfallen“. Im Gegensatz zu manchen Touristenzentren ist es in den Dörfern gar nicht schwer, eine solche Lokalität im offen Zustand ausfindig zu machen. Das sind, neben der Kirche, die meistfrequentierten Orte der Gemeinschaft, jedenfalls von den Männern. Frauen haben keinen Zutritt zu diesen Gebäuden, jedenfalls war das einmal so. Also, hinein in besagtes Kafenío. Und tatsächlich saßen hier nur laut diskutierende und wild gestikulierende ältere Männer (genau so aussehend, wie man das von alten Griechen erwartet) bei einem Glas mit Kaffee. Wir vermuteten, dass es sich um Kaffee handelt. Für kurze Zeit verstummte das Geschrei, als wir die Lokalität betraten. Vermutlich waren wir seit längerer Zeit die ersten Fremden, die hier einen Kaffee trinken wollten. Oder waren wir vielleicht sogar die Ersten? Aber die Ruhe hielt nicht lange an. Man hatte sich sehr schnell an uns gewöhnt. Aus Reiseberichten und Reiseführen wussten wir, dass die Kreter sehr gesellige und gastfreundliche Menschen sind. Auch dass sie mit Fremden gern einmal eine Rakíorgie feiern, war uns bekannt. Glücklicherweise blieb es aber beim Kaffee. Nach etwa einer halben Stunde verließen wir die Männerwirtschaft, da wir noch ein gutes Programm vor uns hatten. Dennoch wurden wir freundlich verabschiedet.

Die Kapelle in der Höhle von MilatosEs war nun an der Zeit, nach Milátos weiter zu fahren. Welch Wunder, wir fanden sogar einen Wegweiser, welcher zur Milátos – Höhle zeigte, so dass wir diese auch relativ einfach gefunden haben. Die Höhle selbst ist nicht unbedingt etwas besonderes, aber ihre Geschichte hat es in sich. Zur Zeit der türkischen Besatzung, so um 1850 rum, versteckten sich hier viele Männer, Frauen und Kinder. Als sie von den Türken aufgespürt wurden, wurden die Männer sofort hingerichtet. Einige Frauen und Kinder stürzte man in die Schlucht, die anderen wurden in die Sklaverei geschickt. Eine kleine Kapelle, die in die zeitweise beleuchtete Höhle gebaut wurde und ein Gedenkstein an der Straße erinnern an diese grausamen Geschehnisse. Zu dem Zeitpunkt, als wir die Höhle besuchten, war natürlich kein Licht an. Auch der ganze hintere Teil war wegen Unfallgefahr abgesperrt, so dass wir uns nicht all zu lange hier aufhielten.

Nun führte uns die Strasse weiter nach Mália. Nein, nicht in die Touristenhochburg, sondern zur Ausgrabung, welche sich einige Kilometer vor Mália befindet (vor, wenn man von Ágios Nikólaos aus kommt, sonst natürlich dahinter). Aber auch hier sollten wir eine gewaltige Enttäuschung erleben. Es standen eine ganze Reihe Touristenbusse am Eingang der historischen Stätte. Wir hatten aber keine Lust, uns zusammen mit Millionen von Touristen hier rumzudrängeln. Unverrichteter Dinge setzten wir unsere Tour fort in Richtung Sélinari. Hier stand das Kloster auf dem Plan. Außerdem war Mittagszeit und wir wussten, was das bedeutet. Wie Sie sich bestimmt erinnern, gibt es in Sélinari direkt an der Straße die besten Souvlaki von ganz Kreta. Für uns stand fest: Mindestens fünf dieser Geräte wollten wir verspachteln, jeder. Der GrillmVor der Souvlakibraterei. Im Hintergrund das Kloster.aster hat nicht schlecht gestaunt, als wir 15 Souvlaki bestellten. Clever, wie wir nun mal waren, bestellten wir aber keine Chips dazu. Wir wussten ja, dass wir zu den Souvlaki mindestens ein ganzes Weißbrot bekommen würden. Und genau so geschah es dann auch. Nach diesem göttlichen Mahl inspizierten wir noch das Kloster. Leider war hier filmen verboten, so dass wir etwas auf den Berg klettern mussten, um wenigstens ein paar Aufnahmen der geistlichen Stätte zu bekommen. Not macht erfinderisch.

Langsam wurde uns nun wehmütig ums Herz. Das, was kommen musste, war uns zwar klar, aber wir wollten es einfach noch nicht wahrhaben. Wir mussten uns von unserem, in der Zwischenzeit liebgewonnenen, dunkelgrünen Samurai trennen. Die Zeit war abgelaufen. Dass wir die komplette Kaution wieder bekamen, hat uns dann doch etwas versöhnt. Schließlich konnte man damit nach der Kühlmittelbehälteraktion nicht unbedingt rechnen.

Ab jetzt waren wir wieder Fußgänger. Da wir noch etwas Zeit bis zum Abendbrot hatten, gingen wir noch baden. Danach besorgten wir uns noch unser Feierabendbier und zur (Trauer-)Feier des Tages einen kleine Ouzo. Das Zeug ist ganz schön eklig, wenn man es warm trinken muss. Er hatte aber auch keine Zeit, in unserem kleinen Kühlschrank die richtige Temperatur anzunehmen. So verstrich dann auch der 11. Tag unseres Kretaaufenthaltes. Aber noch hatten wir drei tolle Tage vor uns.


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Letzte Änderung am Mittwoch, 17.Januar, 2012 um 06:23:21 Uhrum 06:23:53 Uhr