Die venezianischen Arsenale am Hafen von IraklionWieder einmal war frühes Aufstehen angesagt. Sogar auf unser Frühstück im Hotel verzichteten wir, da wir sehr zeitig in Iráklion sein wollten. Auch wenn die Fahrstrecke nur ungefähr 65 km lang ist, braucht man trotzdem einen reichliche Stunde bis zur Hauptstadt Kretas. Unser Ziel war es, den Sonnenaufgang im Hafen von Iráklion zu filmen. Deshalb mussten wir gegen 06:30 bereits dort sein, da die Sonne schon wenig später aus dem Mittelmeer klettert. Wir liefen auf der Mole, vorbei an in der Dunkelheit unheimlich anmutenden Schiffswracks, bis zu einer Stelle, die wir als geeignet für unser Vorhaben definierten. Wir bauten das Stativ auf und stellten die Kamera ein. Nun brauchte nur noch der Planet aufzutauchen (ich weiß, ich weiß: die Sonne ist kein Planet. Ist mir aber reichlich egal!). Dies geschah dann auch wie erwartet kurz vor sieben Uhr. Die Recordtaste an der Kamera gedrückt und den Sonnenaufgang genossen. Nach etwa 15 Minuten hatten wir genug gefilmt. Wie sich erst in der Heimat herausstellte, hätten wir auch gar nicht filmen brauchen. Die Aufnahmen sind unzumutbar schlecht, da ich vergessen hatte, die Kamera auf manuellen Fokus umzuschalten. Es sind einfach keine scharfen Bilder zustande gekommen. Anfänger!

Da es jetzt bereits richtig hell war, sahen wir uns die Schiffswracks etwas genauer an. An vorderster Stelle lag die MS „Artemis“. Das war genau das Schiff, mit welchem wir Ebenfalls aus venezianischer Zeit stammt das Kastell Koulesnoch vor drei Jahren nach Santorini gefahren sind. Sollte das hier etwa verschrottet werden? Das sah doch noch gut aus. Das geht doch bestimmt noch! Die anderen beiden Schiffe hatten ihre beste Zeit aber mit Sicherheit schon hinter sich. Mitten auf der Mole steht das venezianisches Kastell “Koúles”. Leider konnte man es zu dieser unchristlichen Uhrzeit noch nicht besichtigen. Es war noch verschlossen. Mit etwas Fantasie kann man aber über dem Eingang das Relief des „Markuslöwen“ sehen, ein deutliches Zeichen für Venedig. Es ist weiterhin anzumerken, dass dieses Kastell zu den besterhaltensten Kretas zählt.

Wir begaben uns nun mit unserem Jeep etwas näher in Richtung Zentrum von Iráklion. Nach mehreren Ehrenrunden fanden wir auch einen Parkplatz, sogar einen kostenlosen. Wir nahmen die wichtigsten Sachen und spazierten Richtung Zentrum. Uns war mal wieder nach Kaffee zu mute. Auch ein leichtes Hungergefühl hatte sich eingestellt (Wir erinnern uns, dass wir vor dem Frühstück aufgebrochen waren). Aber es war nicht leicht, in der gerade erst erwachenden Großstadt einen Kaffee zu bekommen. Bei einer Art Bäcker wurden wir dann fündig. Es gab Kaffee und irgendwelches Blätterteiggebäck mit Marmeladenfüllung. Schön süß, aber sättigend.

Eines der bekanntesten Wahrzeichen von Iraklion: Der Morosini-BrunnenAuf dem Marktplatz von Iráklion schauten wir uns dann den Morosini – Brunnen an. Leider war dieser nicht in Aktion (was fast immer aufgrund des Wassermangels der Fall ist) und eine besondere Schönheit ist er auch nicht. Da sind die wasserspeihenden Löwenköpfe in Spíli reizvoller. Nun watschelten wir noch eine Weile durch Iráklion. Wir nahmen auch das Denkmal für „El Greco“ in Augenschein. Dieser war ein kretischer Maler, welcher nach Spanien ging und von den dort Einheimischen nur „Der Grieche“ genannt wurde. Durch einen kleinen Stadtpark kamen wir zurück in die Innenstadt. Langsam füllten sich auch die Läden mit Leben.

Die Strasse 1866. Hier findet jeden Tag Markt statt.Es war an der Zeit, die Gassen aufzusuchen, in welchen wir vor drei Jahren den Fisch- und Trödelmarkt gefunden hatten. Hier gibt es alles zu kaufen und zu erhandeln, was des Menschen Herzen bekehrt. Angefangen bei Fleisch, Wurst und Käse, über Obst und Gemüse, Fisch und Meeresfrüchte bis hin zu frisch geröstetem Kaffee. Auch alle Waren des “touristischen Bedarfs” findet man hier. Die obligatorischen “I love Crete” - T-Shirts und Hüte fehlen ebensowenig wie primitive Imitate von Fundstücken aus der Vergangenheit. Ein Bummel über diesen Markt sollte man aber auf keinem Fall versäumen.

Für den Vormittag stand weiterhin das archäologische Museum von Iráklion auf dem Plan. Es ist das größte Museum dieser Art auf Kreta und auf jeden Fall einen Besuch wert. Man sollte sich bei dessen Besichtigung etwas Zeit lassen. Vielleicht ist auch eine Führung ratsam. Wir hatten zwar einen Reiseführer, in welchem der Inhalt der einzelnen Vitrinen niedergeschrieben stand. Der war aber nicht mehr ganz „Up to date“. Auch im Museum wird manchmal umgeräumt. So sahen wir in einem Schrank, in welchem minoische Doppeläxte liegen sollten, nur Scherben diverser Krüge und Töpfe. Aber wenigstens den „Diskos von Festós“ und den „Heiligen Apsis – Stier“ fanden wir. Auch die „Schlangentänzerin“ und einige Originalbilder aus Knossós konnten wir betrachten. Beeindruckend waren auch die riesigen Töpfe. Bis zu zwei Meter hoch. Wozu die einmal nützlich waren, entzieht sich unserer Vorstellungskraft. Um Vorräte zu lagern, wären solche gewaltigen Utensilien meiner Meinung nach nicht notwendig gewesen. Vermutlich wurden aber Touristen in Olivenöl in die Töpfe gesteckt . Klar, so wird’s gewesen sein. Also, wie schon gesagt, ein Besuch im Museum lohnt sich in jedem Fall.

Es war wieder Zeit für Kaffee geworden. Nach der Pause wanderten wir entlang der alten Stadtmauer in Richtung des Grabes von Nikos Kazántzakis. Dieser kretische Dichter wurde bereits zu seinen Lebzeiten in den Status eines Volkshelden erhoben. Sein wohl bedeutendstes Werk ist „Alexis Zorbas“, welches mit Anthony Quinn in der Hauptrolle  auch auf Kreta verfilmt wurde. Wussten Sie eigentlich, dass der sogenannte Sirtaki, der kretische Nationaltanz, ohne diesen Film gar nicht existieren würde? Es handelt sich hierbei nämlich um einen nur für Herrn Quinn erfundenen Tanz, da dieser nicht in der Lage war, den originalen kretischen Volkstanz zu tanzen. Ein weiteres bedeutendes Werk von Kazántzakis ist „Freiheit oder Tod“ (“O Kapitan Michalis”).

Souvlaki-Pause in SelinariEigentlich stand ja noch Knossós auf dem heutigen Tourenplan. Aber in Anbetracht der vorangeschrittenen Zeit und der hohen Temperaturen (ganz zu schweigen von den Touristenmassen, die sich um diese Uhrzeit dort aufhalten müssten) entschlossen wir uns, für dieses Jahr auf Knossós zu verzichten. Entlang der Küstenschnellstrasse fuhren wir durch Chersónissos und Mália, wo wir auf den Widerstand von einer Million Touristen stießen, zurück nach Ágios Nikólaos. Am Kloster von Sélinari machten wir dann noch eine Souvlaki – Pause. Hier gibt es die besten Souvlaki auf ganz Kreta. Lecker eingelegt und auf dem Holzkohlegrill gegart. Wir haben nirgends Bessere gegessen.

Da wir am nächsten Tag was ganz besonderes vor hatten, entschlossen wir uns, den Strand aufzusuchen und die Zeit bis zum Abendessen mit wohligem Nichtstun zu verbringen. Vor dem Abendessen bestellten wir an der Rezeption des Hotels Lunchpakete für den nächsten Tag, da wir wieder sehr früh aufbrechen wollten. Abends gab es dann noch das obligatorische Balkonbier und wir beendeten den Tag relativ zeitig.


© 2003-2004 by Magic Illusions

Iraklion

Besucher seit dem 01.06.2003

 

Letzte Änderung am Mittwoch, 17.Januar, 2012 um 06:23:21 Uhrum 06:23:52 Uhr